NUTZUNGSKONZEPT P&C-GEBÄUDE OBERHAUSEN

Ausschnitt aus dem Zeitungsartikel:

"(...) Nach der Pandemie wird es nie mehr so sein wie vor der Pandemie – was die Fußgängerzonen in den Innenstädten betrifft. Lösungen sind möglich.

Der Oberhausener Strategie- und Planungsdezernent Ralf Güldenzopf, Architekt Moritz Ebbers und der Oberhausener City-Berater Michael Grundmann (von links) zeigen sich trotz Regens an diesem Tag auf der Marktstraße in Oberhausen optimistisch über die Zukunft der Innenstadt 
Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services

(...) Strategie der Nutzungsmischung – Handel wird weniger

Auch ohne hochtrabenden Masterplan mit vielen blumigen Formulierungen in der Tasche peilt Planungsdezernent Ralf Güldenzopf schon länger den Mix verschiedener Nutzer neben dem Handel an (Gastronomie, Hotel, öffentliche Verwaltung, Büros, komfortablere Wohnungen, Schulungsräume). „Wir verfolgen bereits seit Jahren die Strategie der Nutzungsmischung und eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität in der City. Das ist aber nicht mit der Brechstange zu machen.“ Stadtplaner denken in Dekaden – und hoffen auf Sogeffekte. (...)

„Wir müssen die Hauseigentümer überzeugen, leere Geschäfte nicht einfach als Löcher leer stehenzulassen, bis vielleicht doch noch das nächste Schuhhaus bereit ist, die anvisierte Miete zu zahlen, sondern auf ein paar Prozent der Miete zu verzichten, um beispielsweise Gastronomen aufzunehmen.“ Auch die einzelne Immobilie müsse – krisensicherer – als Mix betrachtet werden: oben das Penthouse, dazwischen Kanzlei oder Arztpraxen, darunter ein Café.

Das frühere Magis-Kaufhaus in der Oberhausener Innenstadt gehört seit Jahrzehnten dem Textilhändler Peek & Cloppenburg. Architekt Moritz Ebbers entwickelt für diese Immobilie ein neues Nutzungskonzept ohne Denkverbote. Unten befindet sich derzeit ein Outlet-Store von P&C. Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services

In diesem Sinne entwickelt derzeit der Oberhausener Architekt Moritz Ebbers vom Büro Meier-Ebbers das einst so lang leerstehende frühere Magis-Kaufhaus von Peek&Cloppenburg, in dem derzeit der Textilhändler mal wieder ein nachgefragtes Outlet-Geschäft mit übrig gebliebener Ware betreibt.

Gestaltungssatzung für bessere Optik der Marktstraße notwendig

Wenn Architekt Ebbers durch das Zentrum seiner Heimatstadt schlendert, fällt seinem fachlich-ästhetisch geschulten Blick gleich die mangelhafte Liebe der Händler, Eigentümer, aber auch der Stadt selbst auf, die Innenstadt so schön zu gestalten, dass man sich hier gerne aufhält.

Der Architekt Moritz Ebbers: Die Stadt benötigt für die City eine Gestaltungssatzung. Die Marktstraße müsse aufgeräumter aussehen – und mehr Atmosphäre ausstrahlen. Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services

Ein Durcheinander an Werbeschildern, fehlen des Grün auf Plätzen, kaum Bänke zum Sitzen und Plaudern – die zwei Kilometer lange Marktstraße wirkt immer noch trotz aller Reinigungsanstrengungen ungemütlich-unaufgeräumt, zudem haben die Plätze im Zentrum kein klares Nutzungsprofil. „Die Stadt benötigt eine Gestaltungssatzung mit Vorschriften, wie Läden außen aussehen müssen. Den Weg muss man vorgeben. Man sollte sich ein Beispiel an Münster, Aachen, Bonn oder Krefeld nehmen.“

Außerdem müssten die Plätze neu betrachtet und eindeutig definiert werden: Wo trinkt man sein Bier unter schattigen Bäumen? Wo finden die Märkte statt? Wo Kultur-Spektakel? Wo ist der Treff der Nachbarn mit viel Grün und Bänken? Strategiedezernent Ralf Güldenzopf schlägt in die gleiche Kerbe: „Derzeit versuchen wir, alles an allen Stellen zu machen, doch so etwas funktioniert nicht. Allein mit Kunst und Kultur überall kann das nicht klappen.“

Eines seiner Beispiele, wie wichtig eine klare Vorstellung ist, wo was aus der Innenstadt werden soll: Die untere Marktstraße könnte man zum Standort von mietbaren Büros machen. „Wer künftig im Home-Office arbeitet, will trotzdem Menschen sehen, mal einen Kaffee trinken, Lebensmittel einkaufen und nicht immer in der kleinen City-Wohnung sitzen. In der Nähe könnte man Büros für diese Klientel anbieten.“

Nur eines sollten sich die Oberhausener nach Ansicht des Strategiedezernenten abschminken: Den nostalgischen Blick zurück mit Zukunft verwechseln. „Wir können nicht ständig dem alten Warenhaus Kaufhof nachtrauern und die Innenstadt, wie sie vor 50 Jahren gewesen ist, wieder aufbauen. Aber wir schaffen etwas Neues, was dem heutigen Bedarf der Menschen entspricht.“