PROJEKTSTATUS
PLANUNG BIS 2017
STANDORT
PADERBORN
PROJEKTART
AUSBILDUNG
BGF 1.050m²
LPH 1-3
EnEv 2016
KfW 55
BAUKOSTEN
(KG 300-400)
1.300.000 €
PLANUNGSPHASE
JUL 17 - SEP 17
REALISIERUNG
- / -
BESONDERHEIT
ENTWURFSWETTBEWERB HAUPTRUNDE
BAUHERRIN
STADT PADERBORN - ABTEILUNG GEBÄUDEMANAGEMENT
PROJEKTTEAM
WILHELM MEIER-EBBERS, MORITZ EBBERS, MARCEL MODES
FACHPLANER
- / -
PROJEKTBESCHREIBUNG
Ziel dieses Gebäudeentwurfs ist es, eine wirtschaftliche und architektonisch ansprechende Lösung zu entwickeln, die sowohl durch ihre Kompaktheit als auch durch ihre Funktionalität überzeugt. Veranschaulichen lässt sich diese Entwurfshaltung exemplarisch an der Ausgestaltung der Eingangssituation.
Der Rücksprung der Fassade schafft einen überdachten Eingangsbereich, der in Verbindung mit der herausgezogenen Wandscheibe, welche das „Fontane-Fenster“ aufnimmt, eine witterungsgeschützte Vorzone vor dem Gebäude entstehen lässt, die zum kurzen Verweilen und Austausch zwischen Eltern,
Mitarbeitern und Kindern einlädt. Das „Fontane-Fenster“ soll zur Identitätssitftung beitragen, indem montierte Glaspaneele Informationen zu Theodor Fontane, seinem Leben und Wirken, sowie Textzeilen seines bekannten Gedichts „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ abbilden sollen.
Dazu passend schlagen wir - als kleine Reminiszenz - die Pflanzung eines Birnbaums im Eingangsbereich vor. Die Klarheit des Baukörpers, die sich nach außen abzeichnet, spiegelt sich auch in der Grundrissgestaltung wieder.
STÄDTEBAULICHE ORGANISATION
Da die Kita Fontane stadtmorphologisch dem Quartiers- und Nahversorgungszentrum zuzuordnen ist, sehen wir die städtebauliche Notwendigkeit, die fehlende Raumkante zwischen der Stephanusschule, der Sporthalle und der Kirche St. Stephanus mit dem neuen Baukörper zu ergänzen. Dadurch wird nicht nur der öffentliche Raum im rückwertigen Bereich des Stadtteilzentrums besser gefasst, sondern der zentrale Fuß- und Radweg erhält durch das Kita-Gebäude am Endpunkt Blickachse, die der an der Arndtstraße beginnt, einen dringend benötigten Bezugs- und Abschlusspunkt, bevor dieser abknickt und sich in der Raumsequenz die Parkfläche öffnet.
ZUWEGUNG UND ERSCHLIESSUNG
Da der Haupteingang nun unmittelbar in der Achse des Fuß- und Radwegs liegt, wird die bisherige, undifferenzierte Erschließungssituation deutlich aufgewertet und erhält nun eine Eindeutigkeit und Klarheit, die der Nutzung auch angemessen ist. Die parallel zur Laufbahn orientierte Gebäudeausrichtung an der Nordwestkante des Grundstücks, erlaubt es entlang der Hauptfassade eine bisher fehlende Wegeverbindung in Ost-West-Richtung zur Fontanestraße herzustellen, an deren Ende sich die geforderten Stellplätze so anordnen lassen, dass diese gleichzeitig einen besser nutzbaren Grundrisszuschnitt im spitz zulaufenden Ostzipfel der Außenfläche entstehen lassen.
RAUMBILDUNG IM GEBÄUDEINNEREN
Bei der Raumbildung messen wir einer optimalen Belichtung eine hohe Bedeutung bei, da die Lichtwirkung den Haupteinflussfaktor bei der Gestaltung heller und einladend wirkender Räume darstellt, in denen sich Kinder, Erzieher und Eltern gleichermaßen wohl fühlen. Es ist uns gelungen, alle Gruppenräume in Clustern so nach Süd-Ost zu orientieren, dass jede Gruppe im Sommer wie im Winter über eine bestmögliche Tageslichtnutzung verfügt. Zusätzlich wird über ein Sheddach blendfreies Nordlicht in die Gruppenräume geleitet. Um die Lichtsituation in den Gruppenräumen weiter auszudifferenzieren, rückt einer der Gruppennebenräume zu Gunsten einer vorgelagerten Loggia zurück und schafft so einen doppelten Mehrwert – die
Notwendigkeit eines zusätzlichen Sonnenschutzelements entfällt und der Gruppenhauptraum erhält einen witterungsgeschützten Ausgang zur Außenspielfläche. Die Funktionsräume, mit ihren geringeren Raumtiefen und niedrigeren Anforderungen an die Tageslichtausnutzung, befinden sich im nördlichen Gebäuderiegel. Getrennt wird der Gruppenraum-Cluster vom Funktionsraum-Cluster durch eine Verbindungszone, deren Aufenthaltsqualität über die einer reinen Verkehrsfläche deutlich hinausgeht. Die aufgeweiteten Garderobenbereiche beziehen über ein großes Oberlicht und verglaste Bereiche zu Nebenräumen viel Tageslicht und ermöglichen spannende Blickbeziehungen untereinander.
ENERGIEKONZEPT
Die gewählte kompakte Bauweise macht es leicht, den gewünschten Energiestandart KfW-55 zu erreichen, um einen zeitgemäßen Wärmeschutz und hohe Energieeffizienz, und damit niedrige Betriebskosten realisieren zu können. Um die aktiven gebäudetechnischen Anlagen, wie Klimakreislauf und Lüftung möglichst effizient betreiben zu können, sind die passiven/entwerferischen Maßnahmen von besonderer Bedeutung. Die Oberlicht-Sheddächer erlauben es, warme Luft über Querlüftung am höchsten Punkt schnell abzuführen und ermöglichen über eine automatisierte Nachtlüftung eine Absenkung der Innenraumtemperaturen im Sommer. Die Form, Größe und Orientierung der Fensterflächen ist so gewählt,
dass der Wärmeeintrag im Sommer reduziert und im Winter maximiert werden kann. Decken, Außenwände sowie ausstreifende Innenwände sind in Massivbauweise ausgeführt, und dienen mit ihren Massen als thermische Speicher und lassen sich als schnell reagierende Raumheizflächen zur Gebäudeklimatisierung aktivieren. Das Zusammenspiel der beschriebenen Maßnahmen stellt sicher, dass nicht nur die Bauwerkskosten, sondern auch die Betriebskosten niedrig und kalkulierbar bleiben. Alle verwendeten Materialien sind selbstverständlich frei von Schadstoffen und verfügen über eine der Bauaufgabe angemessene Langlebigkeit und Robustheit. Da auch die Rezyklierbarkeit immer größere Bedeutung gewinnt, ist die sortenreine Trennbarkeit Grundvoraussetzung.
FREIRAUMKONZEPTION
Die Lage und die Orientierung des Baukörpers auf dem Grundstück nehmen entscheidenden Einfluss auf die Freiraumgestaltung. Neben den städtebaulichen Überlegungen und der inneren Organisation des Gebäudes wurde auch der schützenswerte Baumbestand so in die Planung mit einbezogen, dass abwechslungsreiche und gut zu beaufsichtigende Spielbereiche entstehen.
Vor den Loggien der Gruppenräume befinden sich sonnige, befestigte Bereiche, die mit Bobby-Cars und Rollern befahren werden können und neben verschiedenen Sitzbereichen auch einen Wasserspielplatz vorsehen. Daran angrenzend liegen zwei Spielflächen
mit fest montierten Spielgeräten, die sich je nach Tageszeit entweder in der Sonne oder im Halbschatten befinden.
Die heute noch nicht genutzte Dreiecksfläche soll so zoniert werden, dass im Bereich des kleinen Baumhains ein Sinnesgarten angelegt wird. Der Zuschnitt der verbleibenden Rasenspielfläche eignet sich hervorragend als sonnige Ballspielfläche.
Im Bereich der neu geschaffenen Parkplätze befindet sich, zusammen mit der von der Fontanestraße zugänglichen Müllsammelstelle, ein außenliegendes Gerätehäuschen. Neben dem geforderten zentralen Ausgang auf
die Außenfläche, der in Form einer großzügig bemessenen Schmutzschleuse zum Schuhe wechseln ausgeführt ist, bieten die Ausgänge über die Loggien an den Gruppenräumen einen direkteren Innen-Außen-Bezug mit hoher architektonischer Qualität, der die Flexibilität in der didaktischen Ausrichtung der Kita erhöht.
MATERIAL UND KONSTRUKTION
Bei der Auswahl der Materialien und der Konstruktion wird auf eine gute Balance zwischen Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb sowie der architektonischen Qualität geachtet. Die Bauteile, mit denen spielende Kinder und ihre Betreuer in direkten Kontakt kommen, sind in Lärchenholz ausgeführt, um eine hohe taktile Oberflächenqualität zu bieten. Dazu zählen neben dem Fußboden, der Loggia und der Ausstattung vor allem die Sitznischen der in Vollholz ausgeführten Fenster. Es gelingt uns, den für das Grundstück charakteristischen Baumbestand nahezu vollständig zu bewahren. Bei den fünf Bäumen, welche an ihrem aktuellen Standort nicht erhalten werden können, wäre eine Versetzung denkbar.
ÖKOLOGIE UND NACHHALTIGKEIT
Der Charakter sowie der stadtökologische Nutzen der Freifläche bleiben damit in unveränderter Form erhalten. Nachdem wir alle entwerferischen Mittel zur aktiven und passiven Energieverbrauchsreduktion unternommen haben, soll die Deckung des Restbedarfs möglichst unter Einbeziehung erneuerbarer Energien dezentral am Gebäude erfolgen. Dazu steht ein verschattungsfreier Aufstellort auf dem Dach zur Verfügung, der ca. 90 Module (je 1kWp) mit einem Jahresertrag von ca. 90.000 kWh elektrischer Leistung Platz bietet. Da dies den Bedarf des Gebäudes deutlich überschreitet, bietet sich eine Kombination aus PV- und Solarthermie-Modulen zur Warmwassergewinnung an.